Mercedes Kombi Photoshooting

WIND, RAUM, SCHNEE

Eine der schönsten Fotoproduktionen. Gebaut in den alten Studios Bendestorf, ergänzt in den Steinbrüchen von Carrara.

Mercedes
JvM
Mats Cordt †


...ein Nachruf

geboren 1966 in Mannheim Studium des Kommunikationsdesigns, Schwerpunkt Fotodesign in Darmstadt bei Prof. Henner Prefi und Prof. Hans Puttnies Stationen: Mannheim, Ludwigshafen, Hamburg und immer wieder die Welt

Es ist nicht wichtig, ob Qualität tatsächlich von Qual kommt. Etymologisch nicht nachvollziehbar, hatte Mats Cordt doch seine eigene Regel und sagte dies oft mit einem Grinsen im Gesicht, wenn andere schon glaubten, das Beste längst erreicht zu haben.

Den Werdegang des Fotografen Mats Cordt zu skizzieren könnte leicht auf eine lange Awardliste reduziert werden, ist aber unmöglich zu trennen von dem Menschen Mats Cordt. Da war zunächst der Film „Blow up“, der ihn nach eigener Aussage schon als Kind für die Fotografie faszinierte. Was dann folgte war nicht die Fotografie als Beruf, sondern ein Leben für die Fotografie. Angefangen Ende der 80er in einer 600 qm grossen Halle in einer alten Fabrikbrache in Mannheim (Erzählungen nach legendär, faszinierend und manchmal unheimlich zugleich) arbeitete er schon während seines Studiums als gefragter Modefotograf. Möchte man die verrückte, aus heutiger Sicht ästhetisch fragwürdige Zeit der 80er dokumentieren, so dürfen seine damals entstandenen Bilder nicht fehlen. Beseelt von seiner Profession wurden die Projekte schnell zu grossen Fotoproduktionen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Agenturen der grossen Automarken bei ihm anklopften. Auch hier setzte er wieder Maßstäbe. Er inszenierte in glänzendem Blech verpackte Motoren - man möchte fast sagen mit Leidenschaft - wie Nick Knight es nur mit Mannequins konnte. Auf seiner Website heisst es treffend: Fashion, cars and architecture are his favorite subjects; always searching for an object inner glow.

Man kommt nicht umhin über Mats Cordt etwas zu schreiben, ohne seinen Hang zur äussersten Perfektion zu erwähnen. Wie sein langjähriger Studiomanager Matthias Pretzsch es beschreibt: „Er ... wollte inszenieren und bis ins letzte Detail eines Bildes die Kontrolle behalten. Gab sich oft erst zufrieden, wenn wirklich alles versucht wurde. Die bessere Location, das bessere Model, das bessere Styling, das perfekteste Licht... Einige sind fast daran verzweifelt und doch konnte er sie mit seiner Leidenschaft für sich gewinnen.“

Nicht nur der Produktion von Bildern, sondern auch ihrer Reproduktion schenkte er die gleiche, fast fanatische Aufmerksamkeit. So konnten ihm die neuen Drucker auf dem Markt nicht das für sein Empfinden richtige Schwarz liefern. Mats Cordt also kaufte jeden alten Stylus 1290 der Marke Epson, liess diesen mit speziellen eingebetteten Profilen wieder und wieder ausstatten, um seinen Vorstellungen von einem Schwarz so nahe wie möglich zu kommen.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit in Carrara, Norditalien. Wir waren hier, um für ein Autoshooting geeignete Steinbrüche als Hintergründe zu fotografieren. Als wir dort zur Besichtigung von einem in einen anderen Steinbruch gingen, wurden wir durch einen Tunnel geführt, in dessen Mitte sich auf einmal ein unbeschreiblicher Raum inmitten dieses Marmormassivs auftat. Mir war sofort klar, was Mats in diesem Moment denken musste. Was mir zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht klar war, war die Art und Weise mit der er es schaffte, das Team und den Patron der Mine davon zu überzeugen, dass dieser Ort zum Zwecke einer freien Arbeit auch noch abgelichtet werden muss.

Geschichten dieser Art gibt es noch viele. Beispielsweise erzählte mir der etablierte und in seinem Fach sichere Producer Volker Dencks von Harddrive Production, dass Mats es in all seinen Jahren als erster und einziger schaffte, dass sie über Budget produziert haben. Ärger darüber lag jedoch nicht in der Luft, stattdessen entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft zwischen den beiden. Wie gelang ihm das? Ich denke, es liegt an dieser einmaligen Kombination aus kindlicher Neugier, unbestrittener fachlicher Kompetenz und dieser sympathischen Art.

Es war einem nie langweilig mit ihm. Auf Verabredungen mit ihm hat man sich gefreut. Erschien sein Name auf dem Display des Telefons stieg die Stimmung. Wie so oft in jüngster Vergangenheit über ihn gesagt: Was hatte dieser Mensch, dass man ihm kaum einen Wunsch abschlagen konnte. Und wie Carlos Lange-Prollius, Konstanz, in seiner Rede anlässlich der Trauerfeier von Mats Cordt sagte: „... Sexy war er sowieso, sah unverschämt gut aus, wie ein Rock- oder Filmstar. Der Gang, der Habitus, die Frisur, die Klamotten, die Brillen – wir sehen ihn alle vor uns: was eine coole Socke, dieser Mats Cordt! Die unverdorbene, herzerfrischende Art war sein großes Geheimnis. Wie ein großer Junge wirkte er – mit der Gelassenheit eines erfolgreichen, erwachsenen Mannes. Ganz gleich, wo Mats einen besuchte – wenn er kam, brachte er die große weite Welt mit. Mats machte die Dinge mondän.“

Eine weitere besondere Gabe war ihm zuteil: Als Fotograf in der Größenordnung wie Mats Cordt es war, ist man heute auch Produzent und Anführer einer oft grossen Crew. In diesem Rahmen verstand er es wie kein zweiter jeden in seinem Maße und nach seinen Möglichkeiten so einzubinden, dass derjenige verantwortungsbewusst und gerne sein Bestes gab. Unnötige Hierarchien waren ihm fremd. Überzeugend, motivierend und als echter Sympathieträger war er immer freundlich und respektvoll bis zum letzten Glied.

Sei noch erlaubt zu sagen, dass es mir paradox vorkommt einen Nachruf auf jemanden zu schreiben, von dem man sich noch so viel gewünscht hätte und von dem noch so viel zu erwarten gewesen wäre. Lieber hätte ich eine mögliche Aussicht gegeben, auf das was da noch kommen wird. Ich bin etwa davon überzeugt, dass Mats einer der besten Lehrer gewesen wäre und in der Lehre des besten Hauses gerade richtig aufgehoben wäre. Dem traurigen Umstand, dass Mats Zwillinge im Alter von nur 9 Monaten hinterlässt, möchte ich etwas Positives entgegensetzen: Es ist sehr gut, dass in ihnen - in der Obhut ihrer grossartigen Mutter - etwas von seinem Geist weiterlebt! Greta und Marie das Allerbeste.

Am 3. Dezember 2011 um 13:45 Uhr ist der Familienvater, Fotograf und Freund Mats Cordt in Mannheim verstorben.

Ole Grönwoldt, Hamburg im Januar 2012

Mercedes Kombi Photoshooting

Raum

Mercedes Kombi Photoshooting

Schnee

Mercedes Kombi Photoshooting

Ausschnitt Wand Wind

Mercedes Kombi Photoshooting

Ausschnitt Wand Wind

Mercedes Kombi Photoshooting

Wand Rückseite

Mercedes Kombi Photoshooting

Gottheit

Mercedes Kombi Photoshooting

Skizze Motiv Wind

Mercedes Kombi Photoshooting

Team bei der Arbeit

Mercedes Kombi Photoshooting

Skizzen Motiv Wind und Schnee

Mercedes Kombi Photoshooting

Motiv Schnee

Mercedes Kombi Photoshooting

Motiv Schnee

Mercedes Kombi Photoshooting

Motiv Raum

Mercedes Kombi Photoshooting

Schnürboden Bendestorf

Mercedes Kombi Photoshooting

Carrara 01

Mercedes Kombi Photoshooting

Ein Bagger. Ein Bagger in Carrara.

Mercedes Kombi Photoshooting

Linhof